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Frauenspezifische Behandlungskonzepte

Geschlechtsspezifische Konzepte.

Die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern werden besonders berücksichtigt, um auch eine geschlechtsspezifisch individualisierte Behandlung zu gewährleisten. Frauen sind in Behandlungseinrichtungen für Abhängige generell in der Minderheit, was oft zu wenig berücksichtigt wird. Die therapeutische Vorgangsweise in der Frauenstation hat sich aus den Erfahrungen des SHH originär entwickelt und unterscheidet sich deutlich vom Angebot für Männer.

 

Das SHH verfügt über ein Frauenspezifisches Behandlungskonzept, das im Folgenden näher ausgeführt wird:

Bei der Entstehung und dem Verlauf von Suchterkrankungen gibt es einige wesentliche geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen drogenabhängigen Männern und Frauen, die durch unterschiedliche biographische und gesellschaftliche Hintergründe entstehen. Diese interindividuellen Unterschiede werden im Behandlungskonzept des Schweizer Haus Hadersdorf berücksichtigt, um eine geschlechtsspezifische, zielgruppenorientierte sowie individualisierte Behandlung in stationärer sowie ganztägig ambulanter Behandlung zu ermöglichen.

Dies ist insbesondere von Bedeutung, da Frauen in stationären Behandlungseinrichtungen nach wie vor die Minderheit darstellen und damit den individuellen Entwicklungsmöglichkeiten nur eingeschränkt Rechnung getragen wird. Obwohl der Anteil polytox konsumierender Frauen in der Grundgesamtheit geringer ist, ist der Anteil an Frauen in Behandlungseinrichtungen noch einmal kleiner, was vermutlich eine Folge der fehlenden geschlechtsspezifischen Behandlungskonzepte und der damit einhergehenden Minderheit von Frauen in Behandlungseinrichtungen ist. Mit dem frauenspezifischen Behandlungskonzept des Schweizer Haus Hadersdorf soll dieser Tatsache entgegengewirkt werden.

Die wesentlichen geschlechtsspezifischen Unterschiede, die sich durch wissenschaftliche Arbeiten und durch die Erfahrungen der Praxis gezeigt haben, seien im Folgenden kurz genannt. Drogenabhängige Frauen sind im Vergleich zu Männern häufiger sexuellen Gewalterfahrungen in Ihrer Biographie ausgesetzt, die erlittenen traumatischen Erfahrungen führen häufig zu Drogenkonsum als Bewältigungsstrategie (Gahleitner, 2000; Tödte & Bernard, 2016). Dies macht beim Ausstieg aus der Abhängigkeit die Erarbeitung anderer, neuer Bewältigungsstrategien notwendig. Auch der Anteil an komorbiden Störungen ist bei Frauen deutlich höher und zum Teil anders ausgeprägt als bei Männern, was eine geschlechtsspezifische Behandlung impliziert (Soyka & Lieb, 2004; Barth, 2016). Durch die gesellschaftlichen Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern und die besonderen Biographien drogenabhängiger Frauen haben diese weniger häufig eine eigene berufliche Perspektive als Männer, auch hier besteht ein Bedarf an geschlechtsspezifischer Bearbeitung und Betreuung. Auch Partnerschaften spielen bei drogenabhängigen Frauen eine wesentliche Rolle, da diese häufiger Partnerschaften haben und – im Gegensatz zu Männern – auch häufiger süchtige PartnerInnen. Diese sind auch beim Behandlungsverlauf und bei Rückfällen häufig von größerer Relevanz als bei Männern (Vogt, 2004).

Durch die Lebensgeschichte und Erfahrungen von drogenabhängigen Frauen haben diese in vielen Fällen eine geringe Selbstwirksamkeitserwartung und Kontrollüberzeugungen, viele drogenabhängige Frauen haben durch familiäre Erfahrungen oder Erfahrungen in Partnerschaften mangelhaft ausgeprägte Fähigkeiten die Lebensbedingungen aktiv und eigenverantwortlich gestalten zu können.

Diese Unterschiede zwischen drogenabhängigen Männern und Frauen werden im Behandlungskonzept des Schweizer Haus Hadersdorf berücksichtigt, um eine adäquate frauenspezifische Behandlung gewährleisten zu können. Das Konzept orientiert sich am Gesamtkonzept der Einrichtung, es gibt jedoch einige wesentliche Unterschiede, die im Folgenden dargestellt sind:

Obwohl die Behandlung für Frauen im stationären Bereich im selben Gebäude wie die Behandlung für Männer stattfindet, sind diese in wesentlichen Bereichen getrennt. Es gibt eine eigene Wohngruppe für Frauen, zu der männliche Patienten keinen Zutritt haben. Der Bedeutung von Partnerschaften wird in struktureller Hinsicht soweit Rechnung getragen, als dass eine gleichzeitige Aufnahme von Paaren in das Behandlungsprogramm möglich ist, es jedoch keine Möglichkeit gibt im stationären Bereich gemeinsam zu wohnen. So bleibt der Kontakt zu PartnerInnen über die Behandlungszeit hinweg aufrecht, etwaige dadurch auftretende Schwierigkeiten im Behandlungsverlauf werden laufend in den Therapiegruppen oder Einzelgesprächen thematisiert.

 

Was die klinisch-psychologische sowie psychotherapeutische Behandlung betrifft, erfolgt eine strikte Trennung zwischen Männern und Frauen, das Behandlungsangebot ist gezielt frauen- und indikationsspezifisch gestaltet. Es gibt unterschiedliche klinisch-psychologische sowie psychotherapeutische Angebote, die wöchentlich verpflichtend angeboten werden.

Zweimal wöchentlich findet unter Leitung der Wohngruppenverantwortlichen ein Plenum zur Organisation des Zusammenlebens und Regelung des Alltags statt. Im Rahmen dieser, von einer klinischen Psychologin geführten Gruppe, ist auch Platz zur Nachbesprechung des Wochenendes und Vorausplanung der kommenden Woche, der Schwerpunkt liegt hier auf den kurzfristigen Zielen und den bei der Umsetzung auftretenden Erfolgen und Schwierigkeiten. So soll eine laufende Reflexion der Behandlungsverläufe gefördert und die PatientInnen zeitnah bei der Bewältigung der Schwierigkeiten des Alltagslebens unterstützt werden. Des Weiteren wird eine Entspannungsgruppe zur Erlernung von Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation angeboten. Zusätzlich gibt es eine wöchentliche psychotherapeutische Kleingruppe, sowie bei Bedarf auch Einzeltherapie. Auch Schwerpunktthemen wie Soziale Kompetenz, Stressbewältigung, Ernährung, Körperbild, Sexualität und Partnerschaft sowie andere sucht- und frauenspezifische Themenbereiche finden im Behandlungsangebot der Frauenabteilung ihren Platz. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit individuelle Problematiken im Rahmen der Einzeltherapie zu bearbeiten. Bei allen gruppen- sowie einzeltherapeutischen Angeboten wird auf die Durchführung durch weibliches Personal geachtet.

Mit diesem hochfrequenten strukturierten Behandlungsprogramm wird eine dichte therapeutische themenzentrierte Versorgung gewährleistet, die es den Patientinnen ermöglicht die aktuellen Erfahrungen sowie allfällig auftretende Krisen laufend zu thematisieren und frühzeitig Bewältigungsmechanismen zu erarbeiten.

Die Vertretung eigener Positionen und das Erlernen von Selbständigkeit wird nicht nur in den psychologischen und psychotherapeutischen Behandlungsangeboten gefördert, sondern auch durch die strukturelle Verankerung einer Patientensprecherin, die die Interessen gegenüber der Leitung der Einrichtung vertritt, gefördert.

Darüber hinaus steht den Patientinnen ein verpflichtendes Sportprogramm zur Erweiterung körperlicher Erfahrungen, Steigerung der körperlichen Fitness und Verbesserung der Körperwahrnehmung zur Verfügung. Hierbei wird darauf geachtet, dass auch Angebote bestehen, die traditionell eher Männern vorbehalten sind, so gibt es beispielsweise einmal wöchentlich ein Boxtraining für Frauen mit einer weiblichen Boxtrainerin.

Ein wesentliches Merkmal des Konzeptes besteht in der starken Strukturierung des Tages- beziehungsweise Wochenablaufs, die Beobachtung und Rückmeldung auf der Verhaltensebene ist ein wesentlicher Bestandteil der Gruppe. Ziel dabei ist, dass gewisse Fertigkeiten und Fähigkeiten erlernt und trainiert werden, die für ein abstinenzorientiertes Leben notwendig sind (regelmäßige Arbeit, Konfliktfähigkeit, Vertragsfähigkeit etc.).

Weitere Details zu unseren Therapieangeboten finden Sie unter https://shh.at/therapieangebote/